2011/09/01

Loyalitäten oder Arminius als Verräter

Die Geschichte ist bekannt: der Germane Arminius (später wurde daraus Hermann) lockte drei römische Legionen unter dem Kommando des Varus in einen Hinterhalt und rieb sie vollständig auf. So geschehen im Jahre 9 n. Chr.

Möglich war ihm dies aus folgenden Gründen:

  • Arminius genoss das Vertrauen der Römer und kannte das römische Militärwesen wie seine sprichwörtliche Westentasche. So war er unter anderem Hilfstruppenkommandeur unter Tiberius und hatte Feldzugserfahrung. 
  • Er wusste um die Kampfstärke der Legionen, aber auch um deren Schwächen, wenn sie nicht ihre räumliche Wirkung entfalten konnten. 
  • Er war persönlich mit Varus bekannt und nutzte dieses Vertrauensverhältnis, um diesen in die Falle tappen zu lassen. 
  • Er gestaltete seinen Schlachtplan so, dass die Römer ihre militärischen Qualitäten nicht zur Wirkung bringen konnten. 
Natürlich kann man sagen: Krieg ist Krieg, aber die Hinterhältigkeit, mit der Arminius zu Werke ging, ist doch erstaunlich. Denn mit seinem Stamm, den Cheruskern, pflegten die Römer freundschaftliche Kontakte, und ihre Mitglieder genossen erhebliche Privilegien. Und als Freund Roms zu gelten, war damals ein gewaltiges Privileg. Darüber hinaus ließen sich die Römer nicht lumpen, wenn es darum ging, ihre Verbündeten bei Laune zu halten. 

Was auch immer seinen Sinneswandel ausgelöst haben mag: persönlicher Ehrgeiz, die Rivalität zu anderen, romfreundlichen Germanen wie Marbod, wir werden es nie wissen. Entscheidend ist jedoch, dass er, der Insider mit intimsten Kenntnissen der feindlichen Kriegsmaschinerie, plötzlich seine Vorliebe für den eigenen Stamm entdeckte. Daraus resultierte letztlich sein mörderischer Plan. 

Es war nicht das erste und auch nicht das einzige Mal, dass der römischen Hausmacht derartiges widerfuhr. Auch andere "Verbündete" entdeckten irgendwann ihre Liebe zu den eigenen Stammesbrüdern und verzichteten auf ihre Privilegien. Das Imperium ging deswegen nicht unter, zumindest nicht gleich. Aber eine zentrale Schwäche des Systems war offenkundig geworden. 

Es ist eben ein Risiko, wenn man Leuten, die der eigenen Kultur fernstehen, zu großes Vertrauen entgegen bringt. Wie sicher kann man sich der Loyalität von Menschen sein, die mit Privilegien und Sonderrechten gehätschelt werden, es sich dann aber doch "anders überlegen" und auf die gegnerische Seite wechseln? 








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